Veranstalter ist Nordbuch e.V., Förderverein für zeitgenössische Literatur. Christel Bröer, die Vorsitzende des Nordbuch e.V., begrüßte die Schreibinteressierten zum
Kreativen Schreiben anhand des praktischen Beispiels:
Im Folgenden stellte der Dozent Henning Schöttke folgende Aufgabe: Aus 2,3 Stichworten zu einer Figur (Protagonist) sollten die Teilnehmer/innen eine Szene beschreiben, z. B. Computerexperte und Mitglied bei Greenpeace oder Hausfrau 60 Jahre und depressiv. (Die Zettel der anderen Teilnehmer bleiben unbekannt), was die Figur am Bahnhof wahrnimmt. Der Text soll in der dritten Person, in der personalen Erzählweise geschrieben werden. Es sollen keine Aktionen der Figur selbst vorkommen, auch nicht: er dachte, sie überlegte, etc..
– Was eine Figur sieht ist immer auch eine Aussage über die Figur selber. Normalerweise sind es kurze Texte, beispielsweise maximal acht Zeilen in einem Roman. Die Figur wird auch Reflektor-Figur genannt, weil sie ihre Umgebung reflektiert – auch ein Kriterium – das einen Roman oder eine Erzählung lebendig macht. Was uns persönlich beschäftigt, reflektiert in unseren Aussagen, Handlungen, Meinungen usw. Dies gilt auch für die literarisch erzählten Figuren.
– Sicht der Figur: z.B. neidisch, sieht teure Uhren, oder: hektisch, alles ist zu langsam
– Sprachduktus: Wortwahl und Ausdruck müssen zu der Figur passen: beispielsweise relativ, peripher, cool, z.B. ein Kind sagt nicht heraus sondern raus. Worte haben somit eine Zusatzbedeutung.
– Satzbau: z.B. Figur unter Anspannung: kurze Sätze, Hauptsätze ==>Ziel: der Leser kann mit der Figur mitfühlen.
Wie erreicht man dieses: was würde der Figur auffallen, die die Eigenschaften xxx oder den Beruf yyy oder das Alter zzz hätte (auch Klischees können gesammelt werden), was passt zum Weltbild der Figur, was fällt ihr geradezu auf, wenn es gegensätzlich ist, wie ist die Wahrnehmung der Figur von den anderen, Personen, Gebäuden oder sonstigen bezüglich: des Aussehen der anderen – Verhalten der anderen – Auslage in Geschäften – Dialoge bei anderen – Größenverhältnisse
Recherche ist eine wichtige Voraussetzung: in der Regel kennt man jemanden, den man fragen kann, (z.B. 8-jähriges Kind) – man kennt Filme, in denen das Thema dargestellt wird – Internet, Bücher (z. B. bei Depressivität). Mögliche Probleme: man kann nicht schreiben, was die Figur nicht sieht aus der personalen Erzählweise, z. B. die Figur sieht die Armut nicht, man könnte Folgendes dafür verwenden: „Haste mal nen Euro“ oder – die Information wird über Dritte gegeben, deren Gespräch die Figur mit anhört.
Zum weiteren Ablauf: die Texte wurden von jedem im Einzelnen vorgelesen. Anschließend wurde herausgefunden oder darüber diskutiert, welche Eigenschaften, Berufe oder Alter die gerade im Fokus stehende Person wohl haben würde. Nach Auflösung (=Vorlesen des Zettels) wurde die Szene, ggfs. Kurzgeschichte noch einmal vorgelesen; ebenso wurden weitere Möglichkeiten besprochen.
Überarbeitungsmöglichkeit des Textes: show, don’t tell prüfen, z. B. die abgerissenen Typen – hier könnte man etwas Bildhafteres darstellen, z. B. das Wetter ist total mies, wie genau? – Adjektive prüfen – Details, Städte, Farben, Marken: prüfen ob es noch passt, – Dialoge, für jede Hauptfigur einzeln alles prüfen: ob Sprachstil und z.B. Anreden der anderen durchgängig durchgehalten wird.
Jeder hat damit einen Text für sich geschrieben, kann die Szene oder kleine Geschichte abschließend als Anregung weiterentwickeln, ergänzen, eine Erzählung schreiben, eine shortstory erhalten haben oder auch seine Romanfigur entwerfen. Es entsteht eine erstaunliche Vielfalt und Poesie.
Das nächste Kreative Schreiben ist am 16. Mai, Treffen ist um 10 h vor dem Bürgerhaus Mettenhof, wir fahren gemeinsam los. Bei gutem Wetter werden wir im Garten sitzen und „Schreiben in der Natur“. Kleines Frühstück, Snack oder ähnliches kann diesmal jeder selbst mitbringen. Die Schreibwerkstatt kann bis 13 h andauern, ein längeres Zusammenbleiben und Gespräche im Garten sind ebenfalls möglich. Bei schlechtem Wetter bleiben wir mit der Schreibwerkstatt drinnen im Bürgerhaus.