Literatur-Café in der Drostei am 9. Februar 2014
Mit rund sechzig Besuchern waren die Gartensäle in der Landdrostei Pinneberg am 9. Februar 2014 bis auf den letzten Platz besetzt. Der Förderverein hatte sieben norddeutsche Autoren zum ersten Literatur-Café des neuen Jahres eingeladen, um ihre Kurzprosabeiträge zur aktuellen Anthologie „Vom Ursprung der Welt bis zur Mündung der Schwentine“ des Literaturvereins NordBuch e.V. zu präsentieren.
Der Pinneberger Sängerin und Gitarristin Petra wurde bereits vor Beginn der Veranstaltung applaudiert, während sie das Publikum mit beschwingter Swing-Musik und weicher Stimme auf eine erstaunlich abwechslungsreiche Lesung einstimmte.
Nachdem Christel Bröer, die Vorsitzende von NordBuch, die Arbeit des in Kiel beheimateten Vereins mit ein paar Worten erläutert hatte, führte Irmela Mukurarinda das Publikum mit viel Temperament und Herz in ein Dorf der DDR kurz vor Beginn des Mauerbaus 1961, wo der Pfarrer mit Unterstützung eines kleinen Mädchens, das die Glocken kräftig läutet, dem regimetreuen Bürgermeister die Stirn bietet. Elisabeth Melzer-Geissler reiste mit dem Publikum auf die Insel Hiddensee und richtete ebenfalls den Blick zurück auf DDR-Zeiten. Den Schrecken der Geschichte „Krokodilfarm“ von und mit dem Prisdorfer Schriftsteller Joachim Frank konnte die Musikerin Petra schnell vertreiben.
Nach der Pause bei Kaffee und Kuchen und am Büchertisch, den die Buchhandlung „bücherwurm“ passend im Foyer arrangiert hatte, trug Christel Bröer, selbst Autorin, eine berührende Geschichte über die Gedankenwelt im Alter vor. Für den inneren Monolog eines Mannes, der ein Star ist, aber dennoch sehr unglücklich, ist Sibylle Hallberg von NordBuch bereits im letzten Jahr mit dem Preis für Kurzprosa ausgezeichnet worden. Sie war dieses Mal nicht nur Organisatorin und Moderatorin des Literatur-Cafés, sondern leistete als Autorin einen vielschichtigen und gesellschaftskritischen Beitrag. Rüdiger Stüwe aus Ellerbek brachte das Publikum mit seiner humorvollen Geschichte über einen alten Mann, den ein großer Lottogewinn in Verlegenheit bringt, zum Lachen, und die 93-jährige Lotte Brügmann-Eberhardt übertraf ihn noch mit der launig auf Plattdeutsch vorgetragenen Beschreibung eines Mannes, der sich mit viel Fantasie vor seinem Chirurgen fürchtet.
Der gesamten Veranstaltung verlieh Petra mit ihrer Musik eine träumerische Leichtigkeit und verschaffte so dem Tiefgang und der Nachdenklichkeit einiger Texte einen wohltuenden Ausgleich.
© Sibylle Hallberg
etwas gekürzt mit Foto der Musikerin erschienen im Pinneberger Tageblatt am 12.2.14